Impulse Physik Oberstufe eWissen
Demoversion-Bild

Wenn sich die Körper berühren, so wirken Kräfte direkt von einem auf den anderen Körper. Berühren sie sich nicht, so müssten dazwischenliegende Körper die Kräfte weiterleiten. Was aber, wenn es wie z.B. im Weltraum keine dazwischenliegenden Körper gibt?

Der Feldbegriff

Gäbe es im Weltall nur einen einzigen Körper mit der Masse m1​​, so würde er seinen Bewegungszustand nicht ändern, weil es keine Kräfte gäbe. Erst ein zweiter Körper mit der Masse m2 würde auf den ersten eine Gravitationskraft ausüben, die diesen in seine Richtung beschleunigte.

Jemand, der von der Existenz des zweiten Körpers nichts weiß, würde dennoch am Ort des ersten Körpers eine Kraft auf den Körper mit der Masse m1 beobachten. Körper können aufgrund ihrer Masse über einen größeren Abstand r hinweg Gravitationskräfte aufeinander ausüben.

Wechselseitig wirkende Gravitationskraft über beliebige Ent­fernungen hinweg
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Eine von Michael Faraday stammende Modellvorstellung gibt eine Erklärung: Mittler von ­Kräften, die ein erster Körper auf einen von ihm entfernten zweiten Körper ausübt, ist ein Feld, das der erste Körper im Raum um sich verursacht.

Das Feld um den Körper der Masse m2 übt die Kraft F auf den Körper der Masse m1 aus.
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

In diesem Feld wird mit den Kräften auch Energie weiter­gegeben.

Feldbeschreibungen

Ein Körper erfährt im Gravitationsfeld in jedem Punkt des Raumes eine Beschleunigung, die unabhängig von seiner Masse ist. An jedem Ort im Feld sind also beschleunigende Kraft F und Masse m des Körpers proportional zueinander: F~m oder anders ausgedrückt: ​​ 

Fm=G=konstant

Da die Kraft ein Vektor ist, ist auch Fm=G ein Vektor. G ist nur vom Ort im Gravitationsfeld abhängig und eignet sich deshalb zu ­dessen Kennzeichnung, sie heißt daher auch Gravitationsfeldstärke.

Für die Gewichtskraft eines Körpers mit der Masse m gilt auf der Erde FG=m·g​​. Gravitationsfeldstärke und Fallbeschleunigung stimmen hier überein.

Felder werden mit Feldlinien veranschaulicht. Das sind Linien, deren Richtung in jedem Punkt mit der Richtung der Kraft auf einen Körper übereinstimmt. Würde man zu jedem Punkt des Raumes eine Feldlinie zeichnen, ergäbe sich eine einheitliche Schwärzung. Deshalb werden nur so viele Feldlinien gezeichnet, wie zum Andeuten der Struktur des Feldes nötig ist.

In der Nähe eines Körpers liegen die Linien seines Feldes dichter als in der Ferne. Werden Feldlinien dichter gezeichnet, so veranschau­licht dies einen größeren Betrag der Kraft. Nach dem Gravitationsgesetz nimmt die Kraft mit dem Quadrat der Entfernung ab.

Wenn man sich weiter vom Zentrum eines Radialfeldes entfernt, so werden auch die Raumbereiche größer, in denen die Feldlinien an­nähernd parallel verlaufen. Das bedeutet, dass die Feldstärke in allen Punkten des Raumbereichs gleich ist. Solche Felder werden als homogene Felder bezeichnet.

Radialsymmetrisches Feld
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd
Homogenes Feld
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Im Raum um einen Körper besteht aufgrund seiner Masse ein Gravitationsfeld.

Das Feld ist durch die Kraft auf einen anderen Körper mit Masse nachweisbar.

Die Kraft auf einen Körper ist im Gravitationsfeld proportional zu dessen Masse m.

Der Quotient F/m heißt Gravitationsfeldstärke G. Sie beschreibt das Feld unabhängig vom Körper.

Energie und Arbeit im Gravitationsfeld Arbeit im Gravitationsfeld bedeutet eine Übertragung von Höhenenergie: W=EH.

In der Nähe der Erdoberfläche ist das Gravitationsfeld als homogen anzusehen. Die Änderung der Höhenenergie eines Körpers mit der Masse m lässt sich dann aus dem Unterschied h=h2h1 zwischen Ausgangshöhe h1 und Endhöhe h2 und der konstanten Gewichtskraft FG=mg berechnen. Unabhängig vom gewählten Weg ergibt sich

W=EH=mg·h=FG·h

Die Energieübertragung kann als Fläche in einem Arbeitsdiagramm dargestellt werden.

Arbeitsdiagramm bei konstanter Kraft
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Aus dem Gravitationsgesetz folgt, dass bei größeren Höhenunterschieden die Gewichtskraft FG nicht mehr als konstant betrachtet werden kann. Die im Weg-Kraft-Diagramm hervorgehobene Fläche ist auch hier ein Maß für die Energieübertragung, um den Körper vom Ort P1 in der Entfernung r1 vom Erdmittelpunkt bis zum Ort P2 in der Ent­fernung r2 vom Erdmittelpunkt zu heben.

Arbeitsdiagramm bei nicht konstanter Kraft
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Im Gravitationsfeld der Erde muss dafür die Arbeit W verrichtet werden, für die gilt:

W=EH=γmEm(1r11r2)

​​Die Höhenenergie ändert sich für einen Weg senk­recht zu den Feldlinien nicht, weil Kraft- und Wegrichtung einen Winkel von 90° bilden. Auf einem beliebigen Weg trägt nur der Anteil des Weges zur Arbeit bei, der längs der Feld­linien verläuft.

Der Höhenunterschied bestimmt die Arbeit im Feld.
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Bezugshöhen für die Höhenenergie

Bei einem fallenden Körper wird Höhenenergie in Bewegungsenergie umgesetzt. Seine Höhen­energie ist nun gegenüber der Anfangs­höhe negativ, bezüglich der Erdoberfläche aber weiterhin positiv. Die Höhenenergie ist also abhängig von der gewählten Bezugshöhe. Soll die Bezugshöhe die Erdoberfläche sein, so ist r1 der Erdradius rE=6,37106m . Für jeden Körper auf der Erdoberfläche ist dann die Höhenenergie EH=0 .

Im Abstand r2=r vom Erdmittelpunkt beträgt nun die Höhenenergie für einen Körper der Masse m: ​​

EH=γmEm(16,37106m1r)

Als Bezugshöhe für die Höhenenergie wird auch häufig ein Punkt im ­Unendlichen gewählt. Dann ist der Term  1/​​r​ 1​​​  zu vernachlässigen und man erhält für​ r2=r​: ​​

EH=-γmEmr
Höhenenergie für zwei verschiedene Bezugshöhen
Marzell, Alfred, Schwäbisch Gmünd

Höhenenergie und Potenzial

Der Quotient aus der Höhenenergie EH und der Masse m eines Körpers ist nur von dessen Ort im Gravitationsfeld abhängig. Er kennzeichnet das Feld und wird als Potenzial φ bezeichnet. Mit einem Bezugspunkt im Unendlichen ergibt sich für einen Punkt P im Abstand r :

φ=EHm=-γmEr

Um einen Körper der Masse m von einem Ort P1 mit dem Potenzial φ(P1) zu einem Ort P2 mit dem Potenzial φ(P2) zu bringen, ist die Energie 

W=EH=m(φ(P2)φ(P1))

zu übertragen.

Die übertragene Energie bzw. die Hubarbeit W=EH hängt im Gravitationsfeld nicht davon ab, auf welchem Weg der Körper von P1 nach P2 gelangt.

Liegt der Bezugspunkt für die Höhenenergie im Unendlichen, so gilt für die Höhenenergie EH eines Körpers mit der Masse m im Abstand r vom Erdmittelpunkt:

EH=-γmEmr